Das Literaturhaus Hamburg

Eine regionale Kulturinstitution als Ort der Begegnung

 1. Einleitung
Ein volles Haus, ein guter Ruf, eine Einzigartigkeit im Kulturangebot. Das Hamburger Literaturhaus hat durchaus eine Monopolstellung im stadtweiten Vergleich inne. Als renommierte Einrichtung kann es seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich sein Programm aus gehobener Literatur und zukunftsgewandter Interessenbildung fortführen; auch, wenn Probleme wie eine Überalterung des Publikums nicht ausbleiben.

In der folgenden Arbeit beschäftigen wir uns intensiv mit dem Verein, die Hamburger Literatursparte am Leben hält.


2. Das Literaturhaus als Institution
 „Erdacht im Jahre 1985 von literaturbegeisterten Hanseaten, hat sich das Literaturhaus zum Mittelpunkt des literarischen Lebens der Hansestadt entwickelt und sorgt mit seinem Renommee für Aufmerksamkeit über die Grenzen Hamburgs hinaus.“ Mit dieser Beschreibung führt sich der Literaturhaus e.V. selbst als Kulturinstitution für den Hamburger Raum ein. Seine Stellung als im literarischen Bereich hervorgehobener und von Stiftungen unterstützter Verein, macht ihn zu einer besonderen Erweiterung der kulturellen Vielfalt in Hamburg.

2.1. Selbstverständnis & Motivation. Das Literaturhaus in Hamburg gehört seit 1989 zum kulturellen Angebot der Hansestadt und zieht sein Selbstverständnis vor allem aus der eigenen Zielsetzung. Die Veranstaltungen, im Großteil Lesungen und Podiumsdiskussionen, haben eine Vielzahl an Aufgaben, die sie in Bezug auf ihr Publikum erfüllen wollen. Es geht nicht nur darum, eine Bühne für literarisches Themen zu schaffen, auch wenn die Vitalisierung der Literatur ein Denkansatz dieser Institution ist; viel mehr wird hinterfragt und begründet. Philosophische und politische Diskussionen anzuregen ist im Selbstverständnis des Vereins und seiner Akteure immens wichtig, um den intellektuellen Austausch zu pflegen. Obendrein sollen dem Zuschauer kulturelle Werte vermittelt werden. Das Kennenlernen von Zeitzeugen, Autoren und Experten hilft dabei, Interesse für die Hintergründe eines Werkes zu stärken. Es geht dabei nicht nur um den Inhalt an sich, sondern auch um Intentionen, Motivationen und die große Gedankenwelt hinter einem literarischen Produkt.

Besondere Aufmerksamkeit erfährt dabei die moderne, neue Literatur. Ein weiterer Ansatz betrifft die Organisation des Literaturbetriebes. Transparente Abläufe, der Blick hinter die Kulissen, erlaubt es, alle möglichen Facetten von Literatur und Literaturperformance aufzuzeigen und zu untersuchen. So gehört für die Betreiber neben der Reflexion von Vorgetragenem auch die Selbstreflexion.

Diese Punkte zu vermitteln ist übergreifendes Hauptziel des Vereins und gleichzeitig als Motivation zu verstehen. Kunst und Bildung fallen im Literaturhaus gleichermaßen zusammen und verfolgen dabei den Anspruch, auf einem hohen Niveau zusammenzutreffen. Das Programm als Spiegel der Motivation und des Konzepts fungiert dabei als größte Stütze; kulturelle Vereine leben durch das Interesse an ihrem Programm. 

2.2. Geschichte. Die Identität und somit die Geschichte des Literaturhaus e.V. ist, wie der Name impliziert, eng verwoben mit dem Gebäude selbst. Der Verein projiziert diese Darstellung verstärkt in die Öffentlichkeit: Entwicklung und Historie des Gebäudes nehmen einen hervorgehobenen Stellenwert im Internetauftritt und den Printprodukten des Literaturhauses ein.

Die spätklassizistische Reihenhausvilla, heute am Schwanenwik 38, zählt zu den ältesten Häusern des Hamburger Stadtteils Uhlenhorst und gilt als wichtiges Beispiel Hamburger Wohnkultur des 19. Jahrhunderts. 

Das Gebäude wird im Laufe seines Bestehens seit circa 1864 mehrere Male weiterverkauft. Ein erstes kulturelles Leben findet unter dem Bankier Adolph von Pein statt, der die Villa 1889 erwirbt und zu Festen oder musikalischen Veranstaltungen läd. Nach dem Tod des Ehepaars von Pein geht das Haus in den Besitz von Dr. med. Franz Justus Krieg über, der die Räumlichkeiten in eine heilgymnastische Privatanstalt und als Sitz des Hauptausschusses für Körpererziehung e.V. teilt. Zwischen 1924 und 1938 nutzt der Choreograf Rudolf von Laban das Gebäude für seine Tanzschule und die Hamburger Bewegungschöre. Im Jahr 1939 schließlich wird die Stadtvilla zum „Wohnheim für weibliche Lehrlinge, Durchgangsheim für gefährdete weibliche Jugendliche und Schutzhaftstelle für Aufgegriffene“. Seine Nutzung als Mädchenheim während der Zeit des Nationalsozialismus treibt nicht zuletzt die NSDAP selbst voran, die das Heim als Auffangbecken für unliebsame Jugendliche nutzt. Bedingt durch die Folgen des Krieges, im Besonderen die Bombardierung Hamburgs durch die Alliierten, wird das Heim zu einer Notunterkunft für Kriegsversehrte und Bombengeschädigte Gefolgschaftsmitglieder der NSDAP umfunktioniert.

Nach dem Krieg und einer zwischenzeitlichen Besetzung durch alliierte Truppen, erlangt das Haus seine Bestimmung als Wohnheim für soziale Härtefälle zurück. Als das Heim schließlich 1985 aufgelöst wird und das Haus nach zweijährigem Leerstand 1987 verkauft werden soll, ist es folgerichtig das Hamburger Jugendamt unter der Obhut des Bezirksamts Nord, welches als Inhaber einen Käufer für das zusehend marode Gebäude sucht. Im Besonderen der Literaturreferent der Kulturbehörde, Richard Wittmann setzt sich für den Verkauf von Schwanenwik 38 und dessen weitere Verwendung als Kulturinstitution ein. 

Die Geschichte des Literaturhaus e.V. beginnt offiziell mit der Vereinsgründung 1985 und des damit einhergehenden Erwerbs der Stadtvilla am Schwanenwik 38 gegen 1987. Die Neubestimmung bewahrt das zuvor zwei Jahre leerstehende Gebäude vor dem weiteren Verfall. Als wohltätiger Käufer tritt der Verleger Dr. Gerd Bucerius auf. Er erwirbt das Haus in Uhlenhorst für die „ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius“ um sie dem Literaturhaus e.V. mietfrei zur Verfügung zu stellen. Renovierungskosten in Höhe von 1,3 Millionen DM werden ebenso von der Stiftung und zu einem zweiten Anteil von 2,7 Millionen DM durch die Stadt Hamburg getragen. Die im laufenden Betrieb anfallenden Kosten werden durch die Erträge einer weiteren Stiftung finanziert. Diese installierte der Großkaufmann Eddy Lübbert eigens für diesen Zweck. Seine Identität als Spender und Mäzen des Literaturhauses gab er allerdings erst während der Feierlichkeiten zum 20-Jährigen Bestehen des Vereins preis. Die 1989 anlaufenden Renovierungen sollten neun Monate andauern.

Im selben Jahr, 1989, beginnt Christina Weiss als erste Programmleiterin für den Literaturhaus Verein zu arbeiten. Sie führt das  Literatur-Café als Ort des Diskurses neben dem Lesungssaal ein und etabliert eine Reihe konventioneller Formate und, aufgrund ihrer Nähe zu experimentellen Darstellungsformen, auch einige Veranstaltungen für alternative und experimentelle Literatur. Weiss schreibt über eine Lesung akustischer Poesie: „Die Erfahrung von Sprache als Klangwerk wird niemals vergessen, wenn sie einmal zu einem Erlebnis von großer Intensität werden konnte.“ Diese Vorstellung und ihre Begeisterung für neue Formen des literarischen Ausdrucks versucht sie dem noch im Entstehen begriffenen Stammpublikum des jungen Literaturhauses nahezubringen. 

Die Literaturwissenschaftlerin Ursula Keller übernimmt 1992 die Leitung des Literaturhauses. Ihre Schwerpunkte liegen dabei auf der Programm- und Veranstaltungsgestaltung. Während ihrer Wirkungszeit wird der Verein Mitglied des Netzwerkes Literaturhaus.net und verleiht dadurch zusammen mit seinen Partnerinstitutionen den Preis für Literaturhäuser seit 2002. Im Folgejahr installiert Keller gemeinsam mit der Körber-Stiftung das Literatursymposium „Europa schreibt“ und die Aktionen „Poesie in die Stadt“ und das „Lyrik-Wettbewerb Open Air“. Diese öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen haben nicht unerheblichen Anteil an der Etablierung des Literaturhauses als feste Größe der Hamburger Kulturlandschaft. 

Keller schreibt zum Anlass des 20. Jubiläums des Vereins in einer ‚Liebeserklärung an ein Haus’: „Für mich war es vom ersten Tag an Herausforderung und Vergnügen zugleich, mit meinem Programm den Spielraum voll und ganz zu nutzen, den dieses Haus so großzügig anbietet. Verlangten seine allen Formen der Geselligkeit so entgegenkommenden Räume doch förmlich danach, der Literatur nicht nur als dekorativer Hintergrund zu dienen, sondern aktiv mitzuspielen bei ihrem unterschiedlichsten Auftritten.“ Mit dieser von Keller eingeführten Formatpalette und ihrer damit einhergehenden inhaltlichen Ausrichtung arbeitet das Literaturhaus bis heute in gleichbleibendem Stil. 

2.3. Finanzierung und Förderung. Das Hamburger Literaturhaus wird vor allem von drei Säulen gestützt: Den Mitgliedern, Förderern und Konsumenten. Feste Mitglieder beleben den Verein und erhalten ihn aufrecht. Ein jährlicher Beitrag fließt in die Arbeit der Kulturschaffenden, wodurch der Zahlende einige Vorteile erwarten kann. Neben einer Reihe von Ermäßigungen locken vor allem der Zugang zu Sonderveranstaltungen und die Teilnahme an internen Abstimmungen, so zum Beispiel die des Mara-Cassens-Preises, bei dem ein Publikumspreis an einen deutschsprachigen Debütroman geht. Die Mitgliedsbeiträge variieren und sehen vor allem Ermäßigungen für Schüler, Studenten etc. vor. 

Da die jährlichen Aufwendungen der Mitglieder auf einem beständigen Niveau bleiben und durch die besagten Vorteile nahezu wieder ausgeglichen werden, wird der Hauptweg der Finanzierung durch die sogenannten Förderer geebnet. Neben den Mitgliedsvorteilen stehen ihnen noch mehr Annehmlichkeiten offen, was vor allem mit  ihrer höheren Investition zu tun hat. Neben einigen Freikarten im Jahr geht es vor allem um den Komfort, wenn zum Beispiel Sitzreservierungen vergeben oder signierte Bücher zurückgelegt werden, sollte man verhindert sein. Diese Förderer können sowohl Privatpersonen, als auch Firmen sein. Unterstützung kommt dem Literaturhaus zudem durch mehrere Stiftungen zugute. Während beispielsweise die „Hamburgische Kulturstiftung“ seit vielen Jahren an der Förderung der Programmarbeit beteiligt ist, nimmt die „ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius“ wie in 2.2. erwähnt vor allem Bezug auf das Gebäude am Schwanenwik. Auch, wenn zum Beispiel die „Hamburger Graphic-Novel Tage“ durch sie getragen wird, geht es vor allem um die Renovierung und Instandhaltung der Räumlichkeiten.  

Die dritten Geldgeber sind die Konsumenten. Die Einnahmen werden vor allem durch den Ticketverkauf gemacht. Da das Literaturhaus gleichzeitig aber auf ein besonderes Miteinander setzt, zählen auch der rundum betreute Gastronomiebereich und die Buchhandlung „Samtleben“ zu den Einnahmequellen. 


3. Umsetzung des kulturellen Anliegens
Sein kulturelles Anliegen setzt der Literaturhaus e.V. um, indem er Autoren und Literaturinteressierten eine geistige Heimat bietet und versucht, einen übergreifenden Diskurs auf intellektuellem Niveau zu etablieren. In diesem Konzept nimmt die Literatur der Gegenwart einen besonderen Stellenwert ein. Besonderes Augenmerk wird jedoch darauf gelegt, dass dies unabhängig von kommerziellen Zwängen oder modischen Tendenzen geschieht. Die ehemalige Programmdirektorin Keller schreibt dazu: „Entschieden zeitgenössisch aber sollte dieses Tradition atmende Haus nicht nur in literarischer Hinsicht sein. In gesellschaftlichem Kontext einer weltoffenen Metropole wie Hamburg gestellt, musste es, meinem Gefühl nach, eine öffentliche Aufgabe wahrnehmen, die weit über das Vorstellen von Neuerscheinungen hinausging.“Diesem Verständnis trägt der Verein Rechnung indem neben Schriftstellern auch immer wieder Soziologen, Urbansten, Philosophen, Kulturtheoretiker und Forscher mit ihren Thesen und Erkenntnissen am Schwanenwik 38 auftreten. Das soll die gemeinsame Reflexion und lebendigen Auseinandersetzung mit dem Publikum dienen. 

Die jährliche Anzahl der Veranstaltungen beläuft sich auf circa 100 Stück, darunter Lesungen, Diskussionen, Präsentationen und literarische Abende. Alle zwei Jahre finden darüber hinaus die „Nordischen Literaturtage“ statt und auch der „Mara-Cassens-Preis“ wird alljährlich für den besten deutschsprachigen Debütroman verliehen. Das Literaturhaus sieht sich mit Themenreihen wie „Irgendwie komisch“, „Gemischtes Doppel“ oder dem “philosophischem Café“ in der Tradition literarischer Salons früherer Zeiten. Für Jugendliche und Kinder wird, besonders durch die ZEIT-Stiftung gefördert, der Workshop „Schreiblabor“ angeboten. Durch dieses vergleichsweise breitgefächerte Angebot eines Literaturhauses versucht der Verein seiner Zielsetzung einer Kulturinstitution für die breite Bevölkerung Hamburgs zu entsprechen. 


4. Etablierung als regionale Kulturinstitution
Das Literaturhaus Hamburg etablierte sich im Raum der Hansestadt zunächst und vor allem mit konventionellen Lesungen. Nicht zuletzt durch die Hilfestellung der ZEIT-Stiftung, dessen Netzwerk dem Literaturhaus seit jeher gute Dienste leistet, konnten schon in der Anfangszeit, während die Stadtvilla am Schwanenwik 38 noch im Umbau begriffen war, Lesungen und die Vorstellung von neu erschienener Literatur organisiert werden. 

Unter der Programmleitung von Christina Weiss wurde das Literatur-Café als Ort der Begegnung und kulinarischer Anziehungspunkt geschaffen, der sich entgegen erster Befürchtungen man würde ein „Schickimicki-Publikum“ anziehen, rasch als Treffpunkt abseits abendlicher Lesungen bewähren konnte. Weiss verstand es außerdem einen Bogen von konventionellen Formaten bis zu alternativen und experimentellen Literaturformen zu schlagen und dem Publikum des Literaturhauses so eine breite Palette an Veranstaltungen anzubieten.

Während der Ära von Ursula Keller zwischen 1992 und 2005, setzte sich das Literaturhaus Hamburg durch etliche neuinstallierte Formate als Kulturinstitution in Hamburg durch. Die Verleihung von Literaturpreisen und Mitwirkung an stadtweiten Aktionen (siehe 3.1. und 2.2.) verankerte den Verein im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung. Dabei kam dem Literaturhaus die mangelnde Konkurrenz alternativer Institutionen im Hamburger Raum entgegen. 

4.1. Fremddarstellung und Medien. Das Literaturhaus ist in den Medien vor allem durch Programmhinweise vertreten. Diese Koppeln sich hauptsächlich an die größeren Veranstaltungen wie die Aktionen „Europa schreibt“ oder die „Nordischen Literaturtage“. Naturgemäß finden sich diese Veranstaltungstipps vornehmlich in den regionalen Medien wie dem Hamburger Abendblatt oder der Hamburger Morgenpost. Überregional macht das Literaturhaus kaum von sich reden. Am häufigsten berichtet die Hamburger Morgenpost über Lesungen, Aktionen oder Veranstaltungen des Literaturhauses. Dagegen finden sich Hinweise in der durch die Bucerius-Stiftung verwandten ZEIT nur selten. Dies ist vor allem der überregionalen Ausrichtung anzulasten. Diese Tendenz wird sich jedoch durch das aktuelle (2014) Pilotprojekt einer Regionalausgabe der ZEIT auspendeln. Vertreter der Rundfunktmedien finden sich im Vergleich zu früheren Jahren hingegen kaum noch zu Veranstaltungen im Schwanenwik 38 ein. 

4.2. Bedeutung für die Region. Anfang der 90er waren intellektuelle Schauplätze in Hamburg nicht unbedingt reich gesäht. Das Literaturhaus Hamburg eröffnete damit eine neue Sparte und gilt auch heute noch als eine exklusive Adresse, wenn es um die verschiedenen Ebenen der Literatur geht. Lage und Programm strahlen gleichermaßen Bildungsbürgerlichkeit aus. Wie Dr. Ursula Keller, von 1992 bis 2005 Programmleiterin des Literaturhauses, in dem kleinen Band zum 20-jährigen Bestehen der Institution sagte, nahm sie gerade die bereits erwähnte „Leerstelle im urbanen Gewebe“ als Anlass, neben Literatur auch weitere Bereiche zum Thema zu machen. In der Hamburger Region nimmt das Literaturhaus einen besonderen Platz ein: Es sorgt nicht nur für kulturelle Bildung auf einem Niveau, das in der heutigen Zeit durch Trash-TV und andere gern ins Hintertreffen gerät, es bedient auch die Sparte der Literatur, die nirgendwo sonst ein vergleichbares Zuhause finden könnte. Besondere Beachtung sollte dabei die Altersstruktur finden. Es wird vermehrt auf eine belesene, aber eben auch betagte Generation gesetzt, die jene Werte vertritt, die auch der in 2.1. genannten Zielsetzung entsprechen. Gerade in einer schnellen Zeit voll multimedialer Angebote, bietet es also Entschleunigung und unaufgeregten Zeitvertreib mit kulturellem Hintergrund. 

Um diese Altersstruktur aufzulösen, setzt das Programm mehr und mehr auf Jugend- und Kinderarbeit. In Zusammenarbeit mit anderen entstehen neue Projekte, um zwischen den Altersgruppen einen Ausgleich zu schaffen. Wie in 4.3. weiter erläutert wird, ist dies ein notwendiger, wenn auch erst im Aufbau begriffener Ansatz.

Das Literaturhaus hat für den Stadtstaat Hamburg eine große, wenn auch subtile Bedeutung. Es vermittelt einen kulturellen Bereich, der in jungen Generationen an Zuspruch verliert und bietet so allen Interessierten ein Forum, das neben der  Vermittlung vor allem das Verstehen in den Vordergrund rückt. 

4.3. Abhebung und Konkurrenzsituation. Im stadtweiten Vergleich nimmt das Literaturhaus eindeutig die Rolle der Kulturinstitution ein, die sich primär an der höheren Altersgruppe orientiert. Das Programm, das in großen Teilen traditionelle Veranstaltungen beinhaltet, bildet gemeinsam mit der literarisch orientierten Generation einen Kreis, aus dem es auf den ersten Blick nur schwer ein Herauskommen gibt. Das Problem der Überalterung ist dort allgegenwärtig. Vor allem, da die Zielgruppe eben das Klientel ist, das durch die Lesungen angesprochen wird. So muss das Programm an die Älteren angepasst werden, während die Jungen bis auf wenige Gelegenheiten auf der Strecke bleiben.

Um dem entgegenzuwirken ist das Literaturhaus einige Kooperationen eingegangen. So bietet vor allem das Haus 73 viele jüngere Angebote, bei denen auch Mitarbeiter des Literaturhauses beteiligt sind. Das Ziel ist, der neuen Generation offensiv entgegenzutreten. 

Dass dies bisher nicht gelungen ist, kann bei jeder Veranstaltung im Literaturhaus beobachtet werden. Aussehen und Programm entsprechen nicht dem Abenteuerdrang junger Menschen, auch wenn man mit ehemals neuartigen Kunstformen wie dem Poetry Slam versuchte, mit der Zeit zu gehen. 

Viel zu groß ist der Einfluss von Kinos und anderen modernen Wegen der Belustigung. Diese sind als größte Konkurrenz des Literaturhauses anzusehen. Neue Medien verdrängen das Buch und setzen die Literatur als Kunstform entsprechend auf einen Popularitätsgrad zurück, der die Aufmerksamkeit für diesen Bereich offensichtlich schwächt. Das Interesse daran, seinen Abend im Literaturhaus zu verbringen, scheint gerade in einem multikulturellen und angebotsvollen Stadtstaat wie Hamburg nicht gegeben zu sein. 

Geht man allerdings nur vom sparteninternen Bereich aus, kann sich das Hamburger Literaturhaus glücklich schätzen: Kein anderen Haus hat ein so reichhaltiges Angebot, das zudem noch so gut besucht ist. Im Gegenzug zu den Lesungen in den Bücherhallen hat es vor allem durch den schönen Standort und die angeschlossene Gastronomie einen großen Vorteil. Besonders beachtenswert ist allerdings nach wie vor der Fokus auf das Miteinander nach den Veranstaltungen. Der Zugang zur Literatur geschieht über Begegnungen, die Eindrücke festigen und einen Austausch gewähren, der nirgendwo sonst möglich ist. Auch nicht im „Übel&Gefährlich“, der momentan härtesten Konkurrenz. Die Räumlichkeiten in einem Hochbunker bei St. Pauli bieten von Konzerten bis über Lesungen eine Bandbreite von Veranstaltungen an; jünger und frischer, aber längst nicht so fokussiert wie das Literaturhaus. 


5. Fazit
Der Literaturhaus Hamburg e.V. versteht sich in enger Bindung an seinen Standort am Schwanenwik 38. Einhergehend mit diesem umfassenden Fokus auf die Vergangenheit des Gebäudes verwaltet der Verein seine Stellung als Kulturinstitution, die sich das Literaturhaus vor allem unter der langjährigen Programmdirektorin Ursula Keller erarbeitet hat. 

Das Literaturhaus interpretiert diese Rolle für sich selbst als Aufruf einen Ort der Begegnung für die verschiedenen Formen literarischer Darstellungsformen bereitzustellen. Dies schließt trotz einem vergleichsweise gesetzten Publikum sowohl moderne Literatur, wie auch konventionelle Themen und zeitgenössische Diskurse ein.Aufgrund verschiedener Faktoren kann das Literaturhaus trotz einer vergleichsweise eher verwaltenden denn Innovation kreierenden Haltung als eine herausragende Kulturinstitution in Hamburg gelten. Die wichtigsten dieser Faktoren sind die Unterstützung durch die dem Verein angeordneten Stiftungen, im Speziellen die „ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius“, darüber hinaus eine in den Keller-Jahren positiv etablierte Formatpallette mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen, die das Literaturhaus über seine internen Lesungen hinaus präsent in der Hamburger Kulturszene halten und zuletzt eine vergleichsweise entspannte Konkurrenzsituation innerhalb Hamburgs.

Die Umstände sind der Grund, dass das Literaturhaus in dieser Form ein einzigartiger Platz im kulturellen Leben der Hansestadt innehat. 


6. Quellenverzeichnis

Flemming, A. (2009) Festschrift 20 Jahre Literaturhaus Hamburg, ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

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