Phlegmatische Gnu's im Heckenlabyrinth

© ahnungsvoll / 'Stein gewordener Kornkreis' / Orvieto / 2009

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Heuschnupfen und Kunst gehen Hand in Hand im Spoerri Park
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Von Hubertus J. Schwarz   22. Mai 2011


Orvieto, Italien – Parke im Park, beflügelt von solch erzorigineller Situationskomik werde ich in schwüle Luft entlassen. Ich bin mässig motiviert, Hitze drückt, Sonne strahlt, beides unerbittlich. Mich stört die übertrieben gestiftete Helligkeit weit mehr noch als die gefühlten 60°. Wandle durch das Licht wie ein phlegmatisches Gnu auf Entzug.

Dann verzerrt sich die Welt und ich mich mit ihr. Es mag an der Sonne und ihrer narzisstischen Darstellungslust liegen, an der Hitze, die ich nicht als störend empfinde oder an den unzähligen Insekten die einen umschwirren, wie russisch und amerikanischer Weltraumschrott die Erde. Noch nicht mehr als als nur lästig, irgendwann aber eine ernsthafte Bedrohung darstellend.

Woran es auch liegen mag, ich finde mich aufdämmernd, vor einer Stelle wieder. starr und in geneigter Haltung. wobei ich nicht sagen kann, wer nun schief in der Weltgeschichte herumsteht, ich oder mein gegenüber. Es ist nicht mehr gruselig, es ist grotesk. als ich die Säule berühre fühlt sie sich kühl an, ein Umstand den ich nach sorgfältiger Betrachtung der Witterungsverhältnisse als nicht passend empfinde und auf Richtigstellung der Verhältnisse insistiere. Noch erfolgsfrei. In Gänze entpuppt sich mein stählerner Partner auf Zeit als ausgesprochen ungastlich. 

Ich bin kurz davor mich entrüstet zum Gehen zu wenden, doch lässt mich der Anblicks seiner verschrobenen Schräge noch nicht los. Je länger und intensiver ich die Stelle bestaare, desto drängender tut sich in mir die Frage auf, wo ich stehe und wo mein gegenüber. Wer nun die Welt aus verbogener Perspektive wahrnimmt und wer nicht. Die Luft flimmert in der mittäglichen Erdensauna und ich stehe nur noch knapp vor dem dunklen Abgrund dehydrierter Umnachtung.

Nun laufen wir, zumindest wurde es mir so berichtet. Durch den von Heuschnupfen vernebelten Geist dringt kein Laut an meine Synapsen. Insofern ich nur von Hörensagen sprechen kann. Es ist der Spoerri Park, dessen Anwesenheit wir uns dieser Tage aufgedrängt haben. Auf einem Areal von so manch kleiner Stadt lagern verstreut... Gebilde. Zur Schau gestellt, für mehr oder minder Interessierte.

© ahnungsvoll / 'verzerrte Welt' / Orvieto / 2009
Wir gehen durch modernste Kunst, unterbrochen von Stroh, Stroh scheint hier allgegenwärtig. Ich schaue Mahlzeiten in Bronze gegossen und an Wänden klebend, wundere mich nicht mehr über Gorillaschädel mit vergoldeten Zähnen und auch das schiefe Hotelzimmer hat es mir nicht angetan, einzig das Monument der Sesshaften findet mein Entzücken, oder zumindest lenkt es den verschleierten Blick auf sich. Wo sonst sieht man schon solch einen gigantrösen Haufen verrosteter Pflüge? Eindrucksvoller Schwachsinn oder geniale Neuerung? Der Mensch ohne Pflug wäre nicht da wo er heute ist, will uns diese Ansammlung altehrwürdigen Schwermetalls sagen.

Und so streift es sich weiter. Ein jeder für sich und alle gemeinsam. Ich sehe mal nah mal fern die verzerrten Silhouetten der Mitstreiter. Wie eine weit verstreute Herde Gnu's, deren schwarmähnliche Intelligenz sich im Strudel der fliegenden Pollen aufdröselt und ein jedes Individuum hohl und debil zurücklässt. Mit nichts weiter als dem kläglichen bisschen Restverstand der ihm alleine zu eigen ist. Ich sehe Pollen, Gräser buntes Laub und Blütenstaub.

Dann niese ich, versuche dabei zu zeichnen und resigniere. Die große Jagd beginnt, wie ein wildes Tier begebe ich mich auf die Pirsch nichts darf mich aufhalten, nichts kann mich auf halten, nichts wird mich aufhalten! Nein, niemand, Nichts und sei es Jedermann wird mich von meiner Hetz abbringen können, immerhin geht es um meine Nase. 

Es verstelle niemals jemand einem Heuschnupf Kranken den Weg zu Taschentüchern. Die Folgen sind Grauen erregend. Mir fehlt es an eben diesem Grundnahrungsmittel zur Erhaltung meiner Salonfähigkeit. Was einen rapiden Absturz der Laune in unergründet tiefe Gefilde ermöglichte. Tiefen die nicht einmal Jacques Cousteau je zu Gesicht bekommen hat. Gott allein weiß wie es nun mit den Aufräumarbeiten weiter gehen mag, ich habe keine Erinnerungen mehr daran.


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